Im Herrenhaus Wahlstorf drängten sich die Besucher zwischen Drachen und magischen Skulpturen

„Hier ist ja der Teufel los", sagte eine Frau, die gerade noch einen Platz auf der Treppe im Herrenhaus Wahlstorf gefunden hatte. Zwischen hölzernen Drachen auf den Schränken, dämonischen Masken über den Türen, Fresken an der Stuckverzierten Decke und den gold gerahmten Bildern an den Wänden drängten sich am 20. Juni 2015 weit über 100 Menschen in der Halle des gepflegten schlossartigen Backsteingebäudes, um mit dem A-cappela-Ensemble Die Choriosen und dem Quartett Die Treibhausmusiker ein launiges Mittsommer-Konzert zu erleben.

Baronin von Plessen (†) hatte ihren kurzen Steinway-Flügel für das Mittsommer-Konzert extra stimmen lassen und rief ihren Gästen und dem Organisator des Abends, Rüdiger von Elm (rechts), zum Abschied begeistert zu: „Ihr dürft gern wiederkommen."

„Das ist die reinste Völkerwanderung", war in der Pause zu hören und Victoria Baronin von Plessen († 29.11.2020) freute sich über den Andrang, den ihr in der Nähe wohnender Nachbar Rüdiger von Elm mit seinen Helfern verursacht hatte. Der zeigte sich „überwältigt" von dem Getümmel. Er riet den Gästen wegen Überfüllung der Halle auf die mit alten Büchern, gemütlichen Sitzmöbel und allerlei Artefakten aus aller Herren Länder ausgestatteten Nebenräume des Herrenhauses auszuweichen oder im sonnengefluteten parkähnlichen Garten zwischen den von dem Forschungsreisenden, Maler und Filmemacher Victor Baron von Plessen im vergangenen Jahrhundert zusammengetragenen magischen Skulpturen aus Bali, Borneo und sonstwo aus Asien zu flanieren.

Die Idee für die Veranstaltung habe sich vor Jahren ergeben als Rüdiger von Elm die Baronin beim Joggen getroffen hatte. Und so kam eins zum anderen. Victoria Baronin von Plessen (†) öffnete ihr fast wie auf einer Insel gelegenes Domizil für Musikbegeisterte, „weil ich ein freundlicher Mensch bin", von Elm aktivierte seine Choriosen sowie Die Treibhausmusiker und heraus kam ein heiterer Abend voller musikalischer Wendungen und Preziosen. Das Repertoire des zehnköpfigen Chores reichte von Beatles-Songs wie I'll Follow the Sun über Stücke wie Soul Food To Go von The Manhattan Transfer bis hin zum romantischen Schilflied von Fanny Hensel. Ähnlich breit gespannt war das musikalische Spektrum der Treibhausmusiker, die barocke Sätze aus Telemanns h-Moll-Sonate ebenso anstimmten wie Fritz Kreislers Marche miniature viennoise oder wie den Old Oriential Kleszmer.

Immer wieder schlugen die Sänger den Bogen zum Norden Europas: Höhepunkte des Mittsommer-Konzerts waren Gabriellas Song, bekannt aus dem schwedischen Musikfilm-Drama Wie im Himmel, oder das gemeinsam mit dem Publikum gesungene Abendlied Der Mond ist aufgegangen nach dem bekannten Gedicht von Matthias Claudius. Zum Afterglow traf man sich bei Einbruch der Dämmerung im Park – und wer wollte, konnte den traumhaften Abend im Wahlstorfer Landgasthof Zur alten Schule gemütlich ausklingen lassen.

Baldiges Wiederkommen lohnt sich. Dieser Bereich wird ständig ausgebaut.